Die christliche Initiation  

(Taufe, Firmung, Kommunion)

        


„So ging er also zum Jordan hinab und tauchte siebenmal unter, wie ihm der Gottesmann befohlen hatte. Da wurde sein Leib gesund wie der Leib eines Kindes und er war rein.“

(2 Kön(4Kön) 5,14 EU)

 

 

RÜCKBLICK:

 

Wollte jemand Christ werden, dann musste er zuerst eine Art Probezeit (Katechumenat) durchlaufen. Am Ende dieses Katechumenats erfolgte die eigentliche Aufnahme in die christliche Gemeinschaft durch den Empfang der drei Initiationsriten: Taufe, Firmung und Kommunion.

 

Hier folgt nun eine Rekonstruktion der Riten aus dem 5. Jahrhundert:

 

Aufnahme in das Katechumenat:

 

Mit der Aufnahme in das Katechumenat war der Katechumene im weiteren Sinne bereits Christ - musste aber nicht die hohen Ideale der Getauften erfüllen.

Deshalb schoben viele Katechumenen die Taufe so weit wie möglich hinaus.

 

* Ritus der Aufnahme:

- Der Interessent wird zuerst nach dem Grund seines Begehrens  

         gefragt

- Kurze Einführung in die christliche Lehre

- Anhauchung und Exorzismus

- Kreuzzeichen (signatio)

- Gebet mit Handauflegung

- Segnung und Überreichung von Salz

 

 

Unmittelbare Vorbereitung auf die Taufe (Kompetentenzeit):

 

Begehrte ein Katechumene getauft zu werden, dann wurde er während der österlichen Fastenzeit intensiv durch Gebete und Unterweisungen auf Osternacht vorbereitet.

Während dieser Zeit wurde an mehreren Tagen der Lebenswandel der Taufbewerber (Electi) überprüft (Skrutinien). Bei den Skrutinien wurde den Electi, vor Beginn der Lesungen, die Hände aufgelegt. Gleichzeit wurde ein Exorzismusgebet über sie gesprochen, und anschließend bezeichnete sie der Priester mit dem Kreuzzeichen auf die Stirn.

Die Zeremonien und Exorzismen waren darauf ausgerichtet, die Taufanwärter im Kampf gegen Aberglauben und christliche Untugenden  zu unterstützen.

Die Katechumenen wurden auf ihrem Weg zur Taufe von bewährten Christen (Paten) begleitet.

 

* 1. Scrutinum: 3. Fastensonntag:

- Die Bewerber wurden auf ihr sittliches Verhalten hin überprüft

- Einschreibung: Die Namen der Erwählten (Electi) wurden in die Liste  

      der Taufbewerber aufgenommen („Namensgebung“).

- Gebet

 

* 2. Scrutinum: 4.Fastensonntag

 

* 3. Scrutinum: 5.Fastensonntag:

- Übergabe des Glaubensbekenntnisses

 

* Am Morgen des Karsamstags:

Diese letzten rituellen Handlungen vor der Initiation fanden außerhalb einer Meßfeier statt:

- Exorzismus

- Salbung mit Katechumenenöl auf Ohren, Nase und Brust mit der  

      Formel Effata (Mk 7,31-37)  

- Letzte feierliche Abschwörung (Abrenuntiation; Apg  

      2,38)                       

- Wiedergabe des Glaubensbekenntnisses 

 

 

Initiation in der Osternacht:

 

In der Ostervigil fanden während den alttestamentarischen Prophetien die Taufen statt:

 

* Prozession zum Taufbrunnen (Baptisterium)

Während der Prozession zum Baptisterium wurde eine Litanei gesungen.

 

* Taufwasserweihe

Der Bischof weihte nun das Taufwasser.

    

* Zusage an Christus

Bekenntnis des christlichen Glaubens (Röm 10,9; Apg 8,37).

 

* Taufe

 

 

Die Taufe erfolgte indem der Täufling völlig untergetaucht wurde (Taufe = untertauchen).     

       

In späterer Zeit wurde die Immersion gleichzeitig mit der Infusion vollzogen: Dazu stand der Täufling bis zu den Unterschenkeln im Wasser, und es wurde Wasser über sein Haupt gegossen.

 

 

 

* Firmung

In Rom gab es zwei Salbungen nach der Taufe. Gleich, nachdem die Neophyten getauft wurden, wurden sie von den Priestern gesalbt (Chrismatio). Daraufhin wurden sie mit weißen Kleidern angezogen und nun vom Bischof gefirmt (Consignatio).

Die Spendung der Firmung war in der Kirche Roms eine Handlung, die den Bischöfen vorbehalten blieb. Dies führte letzten Endes zur Trennung der Firmung von der Taufe.

Nach der Firmung wurde der Friedenskuß gespendet. (Als nur noch Kinder gefirmt wurden, trat an seine Stelle der sog. Backenstreich.)

 

* Prozession zurück zur Kirche

Auf dem Rückweg vom Baptisterium zur Kirche wurde wieder eine Litanei gesungen.

Noch bis vor kurzer Zeit wurde an dieser Stelle die Allerheiligenlitanei gesungen.

 

* Gloria

Nachdem die Prozession mit den Neugetauften in der Kirche angekommen war, wurde das  „Glória in excélsis Deo“ gesungen.

 

* Meßfeier

Es folgte nun die Meßfeier, wobei die Neugetauften zum ersten Mal die eucharistischen Gaben empfingen. Anschließend wurde ihnen eine Mischung aus Milch, Honig und Wasser gereicht.  

Auch konnten die Neophyten zum ersten Mal das „Vater unser“ mitbeten: Erst durch die Taufe wird man Kind Gottes, und kann Gott als Vater anrufen.

 

* Osterwoche

Auch in der Osterwoche besuchten die Neugetauften täglich die Gottesdienste. Hierbei wurden ihnen nachträglich die hl. Handlungen der Osternacht erklärt („mystagogische Katechesen“).

Am 8. Tag ihrer Taufe (Dominica in Albis) legten die Neophyten ihre weiße Kleidung (Taufgewänder) wieder ab.

 

 

Mit der Zeit wurden immer mehr Kinder getauft. Dieser Umstand führte zu einer Umgestaltung der Taufvorbereitung:

Die Zahl der Skrutinien wurde von drei auf sieben erhöht, und auf die Wochentage verlegt: Jeweils Mi., Fr. und Sa. nach dem dritten und vierten Fastensonntag, und Karsamstag.  

Im 6. Jahrhundert wurden die Evangelien, das apostolische Glaubensbekenntnis und das Vaterunser übergeben:

- das Apostolicum am Mittwoch nach dem vierten Fastensonntag

- das Paternoster am Samstag nach dem vierten Fastensonntag.

Beide Tage waren durch eine zusätzliche Lesung (Prophetie) in der Meßfeier ausgezeichnet.  

 

Nach dem Wegfall des Katechumenats wurden alle Gebete und Riten beibehalten, und unmittelbar der Taufe vorangestellt.

 

Mittelalter:

 

Die Revolution bezüglich der christlichen Initiation im Mittelalter bestand im Westen darin, daß die Firmung und die Erstkommunion endgültig von der Taufe zeitlich getrennt wurden.

 

Die Firmung blieb dem Bischof vorbehalten (römische Tradition). Somit erfolgte die Firmung, wenn der Bischof gerade die entsprechenden Landstriche visitierte.

Firmung und Erstkommunion wurden in die Zeit nach Erlangung des Vernunftgebrauchs verlegt (7.-14. Lebensjahr).

 

 

GEGENWART:

 

* Nottaufe:

Im Notfall kann jeder Mensch die Taufe spenden, indem man Wasser über das Haupt des Täuflings (und, wenn nicht möglich, über eine anderes Körperteil) gießt, und dabei die Worte spricht: "Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes."

 

* Kindertaufe:

Es wurde ein eigenes Formular für die Kindertaufe geschaffen:

- Begrüßung

- Gespräch mit den Eltern (Erfragung des Namens)

- Worte an die Paten

(- Gebet)

- Wortgottesdienst

- Bezeichnung mit dem Kreuzzeichen

- Fürbitten

- Gebet mit Handauflegung (Exorzismus)

(- Salbung mit Katechumenenöl)

- Taufwasserweihe

- Absage an das Böse

- Glaubensbekenntnis

- Hl.Taufe

- Salbung mit Chrisam

- Überreichung des weißen Kleides

- Übergabe der Taufkerze

(- Effata-Ritus)

- Gebet des Herrn

- Segensgebet

 

 

* Erstkommunion:

Einen eigenen Ritus gibt es nicht.

Die Erstkommunion wird bevorzugt am Sonntag nach Ostern (Weißer Sonntag), bzw. an einem anderen Sonntag in der Osterzeit, gespendet. Dieser Tag wird von der ganzen Gemeinde festlich begangen. Die Erstkommunikanten tragen z. B. weiße Kleider bzw. dunkle Anzüge und die Taufkerze in ihren Händen. Häufig erfolgt während der Meßfeier die Absage an das Böse und das Glaubensbekenntnis (Erneuerung des Taufversprechens). Mancherorts findet am Nachmittag eine Dankandacht der Erstkommunikanten statt.

Vor der Erstkommunion gehen die Kinder zu ihrer ersten Beichte.

 

* Firmung:

- Wortgottesdienst  

- Absage an das Böse

- Glaubensbekenntnis

- Gebet (mit ausgebreiteten Händen über die Firmlinge)

- Hl. Firmung

      (Hierbei legt der Bischof die rechte Hand auf das Haupt des Firmlings  

      und zeichnet mit dem rechten Daumen das Kreuzzeichen auf  

      die Stirn. Der Daumen wurde zuvor in Chrisamöl getaucht.)

- Fürbitten

- Eucharistiefeier

 

Die Erstkommunikanten und Firmlinge bereiten sich in Kursen ("Erstkommunionunterricht", "Firmunterricht") auf den Sakramentenempfang vor.

 

* Taufe von Erwachsenen:
In Anlehnung an das alte Katechumenat, wird die „Eingliederung Erwachsener in die Kirche“ auf mehrere Gottesdienste verteilt:

- Annahme (entferntere Vorbereitung)

- Einschreibung (nährere Vorbereitung)

- Eingliederung (Taufe, Firmung und Eucharistie)

 

* Aufnahme gültig Getaufter in die katholische Kirche:

Die Taufen der meisten christlichen Konfessionen werden von der katholischen Kirche anerkannt. Möchte ein andersgläubiger Christ in den Schoß der katholischen Kirche aufgenommen werden, so braucht die Taufe (und ggf. die Firmung) nicht erneut gespendet werden. Auch Katholiken, welche aus der Kirche ausgetreten waren, brauchen die Sakramente der Taufe und Firmung nicht erneut empfangen.

Die Aufnahme in die katholische Kirche erfolgt im Rahmen einer liturgischen Feier:

- Wortgottesdienst 

- die Bewerber werden aufgerufen und sprechen das Glaubensbekenntnis

- Firmung oder Handauflegung

- Fürbitten

- Glückwunsch

- Eucharistiefeier (mit Empfang der Eucharistie) oder Abschluß

Vor dieser Aufnahme sollte die Beichte erfolgen.