Weihe einer neuen Kirche 

 

 

„Wie Ehrfurcht gebietend ist doch dieser Ort! Hier ist nichts anderes als das Haus Gottes und das Tor des Himmels.“

(Gen 28,17b EU)

 

RÜCKBLICK:

 

Nach Möglichkeit wurde eine Kirche auf der höchsten Erhebung in der Ortsmitte erbaut, und nach Osten ausgerichtet (Ostung).

Um die Pfarrkirche wurde ein Friedhof angelegt.

 

Vor Baubeginn wurde der Baugrund feierlich gesegnet, und der Grundstein gelegt:

 

-Wasserweihe

-Besprenung eines aufgerichteten Kreuzes

-Segnung des Grundsteins

-Allerheiligenlitanei

-Grundsteinlegung

-Umscheitung des Baugrunds mit Weihwasser

-Hymnus: Veni Creator spiritus

-Segen

 

 

 

Bei der Weihe einer neuen Kirche wurden die Gebeine eines Martyrers feierlich in die neue Kirche übertragen (Translation). Dort wurden sie im Altar beigesetzt, und anschließend darüber die erste hl. Messe gefeiert.

 

Dieser Kirchweihritus wurde durch Hinzufügungen von verschiedenen Seiten immer mehr erweitert: Es entstand ein riesiges Konglomerat an Zeremonien vor der ersten Meßfeier!

Einzelne Zeremonien wurden als Riten der Taufe interpretiert:

- Aschenkreuz mit dem griechischen und lateinischen Alphabet  

      (Besiegelung)

- Besprengung mit Gregorianischem Entsühnungswasser (Exorzisus)

- Weihegebet bzw. Beisetzung der Reliquien (Taufe)

- Salbung mit Chrisam (Firmung)

- Weihrauchauchopfer auf dem Altar (erstes Opfer).

 

Kirchweihe:

-Sieben Bußpsalmen

-Allerheiligenlitanei

-Dreimaliges Umschreiten der Außenwände mit Weihwasser

-Einzug in die Kirche

-Hymnus: Veni Creator spiritus

-Allerheiligenlitanei

-Beschriftung des Aschekreuzes

-Weihe des “Gregorianischen Wassers”

-Segnung des Portals

-Bekreuzigung des Altares mit Gregorianischem Wasser

-Siebenmalige Umschreitung des Altares mit Gregorianischem Wasser

-Dreimalige Umschreitung der Kircheninnenwände mit  

      Gregorianischem Wasser

-Weihepräfation

-Segnung des Mörtels

-Translation der Reliquien zur Kirche

-Umschreitung der Kirche mit den Reliquien

-Salbung der Pforte mit Chrisamöl

-Reliquienprozession zum Altar

-Salbung des Reliquiengrabes mit Chrisamöl

-Beisetzung der Reliqiuen

-Beweihräucherungen des Altares

-Bekreuzigung des Altares mit Katechumenenöl

-Bekreuzigung des Altares mit Chrisamöl

-Salbung des Altartisches mit beiden hl. Ölen

-Bekreuzigung mit Chrisamöl an 12 Stellen an den Innenwänden  

      der Kirche

-Weihrauchopfer auf dem Altar

-Weihepräfation

-Salbung der Verbindungsstellen zwischen Altarplatte und Unterbau mit 

      Chrisamöl

-Weihe der Kirchengeräte

-Erste Meßfeier

Begleitet wurden die einzelnen Riten von zahlreichem Psalmengesang und Gebeten.

 

Altar:

Im (seltenen) Idealfall wurden Kirchen und Altäre über die Gräber von Martyrern errichtet. In anderen Kirchen wurden Gebeine von Martyrern oder Heiligen in die Altäre eingelassen. Dieser Umstand führte dazu, daß sie die Kubusform annahmen, welche an Sarkophage erinnern.

Der Altar bzw. der Altarraum war von Schranken und Vorhängen vom restlichen Kirchenschiff abgetrennt. Letzte Zeugnisse dieses Brauchs waren Lettner, Fastentuch und Kommunionbank.

 

Apsis:

Das ganze Kirchenvolk wendete sich zum Gebet zur Apsis hin aus. Die Apsis war gekennzeichnet durch eine runde Fensteröffnung (oculus) oder einem besonders schönen Mosaik. (Bei Barockaltären entsprach das Oberbild der Apsis.)

 

Kirchenbaustile:

Erstaunlich ist, wie sehr gesellschaftliche Umwälzungen die abendländische Kunst – und somit auch die Kirchenbaustile – geprägt haben:

Kaisertum: Romanik

Bürgertum: Gotik

Aufklärung: Renaissance

Gegenreformation: Barock

Humanismus: Klassizismus

Industriezeitalter: Moderne, und zeitgenössischer Kirchenbau

 

Exekrierung:

Bevor eine Kirche aufgegeben wurde (z. B. Baufälligkeit), wurde sie entweiht. Voraussetzung war die Erlaubnis des Ortsbischofs. Bei der Profanisierung wurden die Reliquien (und das Allerheiligste) in einer Prozession in eine nahegelegene Kirche übertragen.

 

 

GEGENWART:

 

Oberer Ritus wurde völlig überarbeitet.

 

Grundsteinlegung:

- Prozession zum Bauplatz oder Versammlung am Bauplatz

- Wortgottesdienst

- Segnung des Baugeländes

- Segnung und Legung des Grundsteins

- Fürbitten und Gebet des Herrn

- Segen

 

Kirchweih:

- Drei Eröffnungsvarianten:

     I.     Prozession (Reliquienprozession und Beschriftung  

                  des Aschenkreuzes)

     II.    Feierlicher Einzug mit den Reliquien

     III.   Einfacher Einzug 

- Wassersegnung und Besprengung

- Wortgottesdienst

- Allerheiligenlitanei

- Beisetzung der Reliquien

- Weihegebet

- Salbung des Altares

- Beräucherung des Altares und der Kirche

- Anzünden der Lichter

- Eucharistiefeier

 

Es wurden „Volksaltäre“ eingeführt; und die Hinwendung des Zelebranten, während der Eucharistiefeier, zum Volk erlaubt: Dies veränderte das Aussehen und die Ausrichtung der Meßfeier.

Der Ambo (Lesepult) ersetzt die Kanzel.

 

Kennzeichen des modernen Kirchenbaus sind unter anderem:

- Erhöhte Altarinsel mit Altar, Ambo und Priestersitze

- Auf einer Säule stehender Tabernakel mit danebenstehenden Kerzen

- Hervorgehobene Stelle für die Osterkerze

- Das Gotteshaus besteht vorwiegend aus Beton und bunten Glasscheiben

- Das Inventar beschränkt sich auf das Wesentlichste

- Keine Verzierungen

- Gegebenenfalls wurden wenige Statuen der Vorgängerkiche  

      übernommen